Fremdgehen/Affäre oder Geliebte, das Dreiecksdilemma
Wenn man einmal da hineingeraten ist, egal in welcher Position man sich befindet, ob man selbst der Betrogene ist, betrügt, oder als Affäre fungiert, eines ist sicher, es macht keinen der Beteiligten wirklich glücklich. Im Grunde genommen ist das nur ein Anzeichen dafür, das in einem selbst etwas fehlt, innerhalb der Partnerschaft die man führt, oder etwas sucht, was in der derzeitigen Situation nicht gefunden werden kann.
Ist Fremdgehen das Ende einer Beziehung?
Nein!!! Nun sage ich vermutlich etwas, wo sich manchen die Nackenhaare hochstellen. Wer einmal fremdgeht wird es immer wieder tun, wer fremd geht liebt nicht, wer fremd geht hat keinen Charakter…. all diese Meinungen herrschen hier vor, aber ist es wirklich so? Gibt es nicht für alles einen Grund und eine Ursache, wo es sich vielleicht lohnt, doch ein wenig näher hinzusehen? Und damit möchte ich keinesfalls eine solche Konstellation entschuldigen!!! Wichtig ist eben nur, das man wirklich bereit ist hinzusehen, und es nicht zur Gewohnheit werden lässt.
Fremdgehen kann durchaus auch eine Chance zum Neubeginn sein. Dazu müssen allerdings alle Beteiligten bereit sein, ihre eigene Rolle am Dilemma zu sehen, die eigene und die gemeinsame Wahrheit erkennen. Innerhalb einer Dreiecksbeziehung ist eines ganz sicher, keiner ist glücklich, es herrscht ganz viel Druck/Anspannung, es gibt nur ein entweder/oder aber sicherlich kein Glück , auf keine dieser Seiten. Diese Dreiecksbeziehung kann in einer gut funktionierenden Bindung auch gar nicht entstehen, das passiert, wenn innerhalb der Zweierbeziehung der Wurm drin ist.
Schuld hat ausschließlich der, der fremdgeht.
Nein, auch das ist nicht so, auch wenn man verständlicherweise als Betrogener zb. natürlich in all seinem Schmerz, das gar nicht anders sehen kann. Es sollte auch nicht passieren, es ist nicht gerecht, und es sollte andere Wege geben. So gemein es aber klingen mag, Schuld ist nicht einer allein. Es sind verquererweise beide daran beteiligt, incl. der Affäre, die das alles noch nährt, trägt und erträgt.
Der Fremdgehende fühlt sich in seiner ursprünglichen Beziehung machtlos, hilflos, mitunter wertlos, und sucht das was ihm fehlt im Außen. Viele nennen das auch Feigheit, man könnte auch einfach klare Worte sprechen, leider gelingt genau das nur den wenigsten, auch hier muss man besser hinschauen, warum das überhaupt so ist. Schnell hängt man dann aber in der Falle: Beide “Partner” also Affäre und Partnerschaft scheinen immer nur die Hälfte von dem zu verkörpern, wonach man sich wirklich sehnt, man findet nicht beides in einer Person. Bei der Affäre findet man Leidenschaft, es ist prickelnd, Seelenverwandtschaft, Lebendigkeit, Leichtigkeit, etc. Beim Partner Vertrauen/Familie/Kinder/gemeinsame Leben/ Sicherheit/ Erinnerung etc. Es ist tatsächlich nicht immer so, das der der betrügt kurz vor der Trennung stünde, oftmals fehlt ihm einfach etwas.
Viele meiner Klientinnen berichten mir immer wieder, wie unglücklich er doch ist, wie lange er schon verspricht sich zu trennen, aber es ginge der Kinder wegen nicht. Nein, wer will trennt sich, wer es nicht tut, hat auch noch andere Gründe, eben genau das nicht zu tun.
Ist man als Betrogener wirklich ausschließlich das Opfer?
Wer betrogen wird, muss auch sich selbst einmal ganz ehrlich hinterfragen. Wie lange bin ich selbst schon nicht mehr glücklich, wie lange fehlt dir selbst schon etwas? Eine der Grundlegenden Regeln einer Dreiecksbeziehung lautet: Es gibt immer zwei Arten des Ausstieges. Entweder nach innen oder nach außen.
Die Geliebte hat alles, die Betrogene geht leer aus
Auch hier muss ich ganz klar nein sagen, genauso ist es nicht. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, grad in solch einer Konstellation. Vermeintlich hat die Affäre alles, Sex, Liebe, Leidenschaft, Glück und Leichtigkeit, all das was in der Partnerschaft fehlt, was man selbst gerne hätte. Aber ist es wirklich so? Eben nicht. Auch die Affäre wird betrogen, er/sie steht nicht hinter ihr, verheimlicht, pflegt sich selbst/sein Ego, nimmt mit was ihm gut tut, und taucht dann wieder ab in sein “normales” Leben. Beneidenswert ist das ja auch nicht, oder? Auch hier kommt für die Affäre das Thema auf, warum machst du das überhaupt mit. Worauf hoffst du, worauf wartest du? Warum lässt du das mit dir machen? Auch hier ist wieder eines sicher, diese Konstellation macht niemanden glücklich und jeder der Beteiligten hat so sein eigenes Thema, wo man hinschauen muss.
Die Geliebte würde alles geben.
Ja, tatsächlich tut sie das auch. Sie opfert, trägt und erträgt ganz ganz viel, immer in der Hoffnung, er möge die Kraft finden sich zu trennen. Viele “Ausreden” hat sie gehört, das gemeinsame Haus, die gemeinsamen Kinder etc. die es grad nicht möglich machen. Affären geben in der Tat ganz ganz viel auf. Lebenglück, Lebenszeit und auch wenn es böse klingt, eine Menge an Selbstachtung. Manche suchen sich aber genau das unerreichbare, einen gebunden Mann, obwohl er so perfekt ist, in die absolute Idealvorstellung hineinpasst, aber er ist eben gebunden. Welch Dilemma. In 90 Prozent dieser Fälle ist es aber tatsächlich so, das hier ein eigenes Thema im Vordergrund steht. Natürlich liegt der Grund beim Gegenpart, man selbst ist ja bereit, wünscht sich nichts mehr als endlich die gelebte und offizielle Partnerschaft zu leben, warum aber lässt man sich überhaupt drauf ein? Wenn du an diesem Punkt zur Konfrontation mit dir selbst bereit bist, stellst du vielleicht fest, das in dir selbst auch falsche Mindsets herrschen, du Bindungsangst hast, oder eine Tendenz zur Idealisierung und Überfrachtung hast?
Schuldzuweisung
Das ist menschlich, absolut menschlich sogar. Wenn man betrogen wird, gibt man der Affäre die Schuld. Nur allzu oft hört man, “sie hat unsere Beziehung zerstört”. Aber ist das wirklich so? Ganz klar nein. So hart es ist , desto heilsamer ist die Erkenntnis das die Affäre nur das auffängt und trägt, was in der eigenen Beziehung fehlt und unstimmig ist. Hier darf man aber auch die Chance erkennen und daran arbeiten. Offene Gespräche sind immer wichtig. Fühlst du dich selbst nicht mehr wohl oder angekommen, schau hin. Lass das nicht so vor dich hinplätschern, die Distanz wird so nur umso grösser.
Zusammenfassend ist das mit Sicherheit eines der schwierigsten Dinge überhaupt. Nicht jeder kann einen Betrug verzeihen, das muss er auch nicht. Aber es ist dennoch wichtig, hinter die Fassade zu blicken. Warum ist das passiert, wie konnte es soweit kommen, welcher ist der eigene Anteil daran. Als Affäre sollte man das selbe auch für sich tun und hinterfragen, warum man so etwas mitträgt, wo ist hier der eigene Anteil, was suchst du wirklich und warum in einem verheiratetem Mann?
Herzlichst,
deine Sandra
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